Geschichte

Geschichte

Die bisherigen Vorsitzenden des Schützenvereins Ramsel von 1911 e. V.

Die Geschichte des Schützenvereins Ramsel von 1911 e. V.

Am Samstag, den 18. Februar 1911 trafen sich in der Gastwirtschaft Fehren, Ramsel, Bürger der Gemeinde zur Gründung des „Schützenvereins Ramsel“. Für die damals 251 Einwohner zählende Gemeinde, war dieses ein sehr mutiges Unternehmen; denn außer der Jahrhunderte alten Tradition war es ein völliger Neubeginn. In der bereits erstellten Satzung waren Einzelheiten festgelegt betreffend der Struktur des Vereins und der Festordnung. Man wollte das Schützenfest im engeren Kreis der Gemeinde feiern. Ortsfremde Personen und solche, die sich nur vorübergehend in der Gemeinde aufhielten, wurde die Mitgliedschaft versagt. Alle sich eintragenden Mitglieder hatten eine Aufnahmegebühr von 50 Pfg. zu entrichten, der Jahresbeitrag sollte ebenfalls 50 Pfg. betragen. Die etwa 40 Mitglieder der ersten Stunde wählten aus ihren Reihen Bernhard Jansen zum Vorsitzenden, Schriftführer wurde Wilhelm Wendt und Kassenführer Heinrich Knollenborg. 

Man wollte das Schützenfest an einem Sonntag feiern, dessen Datum die jährliche Hauptversammlung festzulegen hatte. Die Satzung beinhaltete ferner, dass der König einen Betrag von 50 Mark aus der Vereinskasse erhalten würde. Neben verschiedenen Ausgaben, die der König davon zu bestreiten hatte, musste er ein Schild für die Königskette geben. Bei verheirateten Schützen königen musste die Ehefrau zur Königin erkoren werden. Ledige sollten tunlichst ein Mädchen aus der Nachbarschaft erwählen. Für das Königsschießen benutzte man zu der Zeit überlicherweise eine Kugelbüchse. Der erforderliche Schießstand war jedoch nur ein Provisorium, das – nach Aussagen älterer Bürger – an Sicherheitsvorkehrungen viel zu wünschen übrig ließ.


Mit viel Optimismus sah man dem Schützenfest des Jahres 1911, dem ersten in der Vereinsgeschichte, entgegen. Auf eine Vereinsfahne musste man, wohl der Kosten wegen, noch einige Zeit verzichten. In Ermangelung eines Schützenkönigs des Vorjahres, bestimmte man das Majestätenpaar in einer Wahl. Gewählt wurde Franz Fehren und Fr. Poel. Das Schützenfest begann mit einem gemeinsamen Gottesdienst, dem die Ehrung der Gefallenen früherer Kriege am Gedenkstein bei Jansen folgte.

Fehrens Brust schmückte ein silbernes Kreuz in der Form des bekannten Eisernen Kreuzes. Er trug es an einer Kette, an der sein Königsschild noch heute hängt. Die Regentschaft des ersten Königspaares währte nicht lange; denn noch am selben Tag musste es den Majestäten-Schmuck an ihre Nachfolger, König Bernhard Pieper und Königin A. Wellermann abgeben. Der sehnlichste Wunsch der Ramseler Schützen, ihren Festumzug mit einer Fahne anzuführen, konnte im Jahre 1914 verwirklicht werden. Am 17. Mai wurde die neue Fahne im Beisein vieler Gastvereine feierlich eingeweiht. Mit der Fahnenweihe im Jahre 1914 fand das eben erst begonnene Schützenwesen der Gemeinde Ramsel zunächst schon wieder sein Ende. Der erste Weltkrieg begann. Alle wehrfähigen Männer mussten ins Feld ziehen. Die daheimgebliebenen sorgten sich. Das Interesse fürs Vergnügen schwand dahin.


Das Jahr 1918 brachte nach vier Kriegsjahren den ersehnten Frieden. 


Doch nicht alle die loszogen, kehrten zurück. Trotz der großen Trauer in der Gemeinde mussten die Wunden, die der Krieg geschlagen hatte, verheilen. An Stelle von Leid und Trübsal musste wieder Freude am Leben treten. In diesem Sinne nahm der Schützenverein im Jahre 1919 seine Tätigkeit wieder auf.

Dringend erforderlich wurde der Ausbau des Schießstandes. Doch die Schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse Anfang der zwanziger Jahre ließen ein derartiges Vorhaben kaum zu. Sobald sich die Zustände besserten, ging es ans Werk. Der bis dahin sehr mangelhafte Schießstand wurde zu einer ordentlichen Anlage ausgebaut, die auch den Vorschriften für Kleinkaliberschießen entsprach. Eine weitere Neuerung brachte das 1924 erbaute Kriegerehrenmal in Baccum. An dieser Gedächtnisstätte, die errichtet wurde für die Toten des Krieges 1914 –1918, gedachten die örtlichen Schützenvereine in der Folgezeit ihrer gefallenen Kameraden. Ein eingemauertes Schriftstück zeugt noch heute vom Opferwillen unserer Vorfahren in Baccum, Ramsel und Münnigbüren.


Bei bewährtem Sonnenschein setzten wir dieses Denkmal, das dem Gedächtnis der im Kriege gefallenen Baccumer geweiht ist. Eine sehr schwere, geldarme Zeit, und trotzdem hat die Gemeinde ihre Helden ehren wollen. Späteren Geschlechtern sei zu verkünden, dass manche ein Kalb verkaufen mussten, um ihr Schärflein beisteuern zu können.


Der Krieg 1939 – 1945 verlangte erneut einen hohen Blutzoll von unseren drei Gemeiden, so dass im Jahre 1959 eine Erweiterung der Gedenkstätte vorgenommen werden musste.die verkehrsbedingte und optische Gestaltung des Ortsbildes machten im Jahre 1981 die Versetzung der Gedenkstätte notwendig. Es wurde ein Platz gefunden, der der Würde dieses Denkmals voll entspricht. An der Königskette reihte sich Schild an Schild. Auch die Mitliederzahl war erheblich angestiegen; am 1. Januar 1928 konnte der Schützenverein 64 eingetragene Mitglieder aufweisen, die einen Jahresbeitrag von 33,50 Mark eingebracht hatten.

In dem Geschäftsbericht dieses Jahres wird über die mangelnde Diziplin innerhalb des Vereins Klage geführt. Jüngere unberufene Kräfte Sabotierten die Vereinsbeschlüsse, so dass man beschloss, eine neue Satzung zu erstellen, um damit die unlauteren Verhältnisse zu unterbinden.

Das erste Vereinsjubiläum – 25 Jahre Schützenverein Ramsel – bahnte sich an. Am 24. und 25. Mai 1936 konnte diese Ereignis in gebührender Weise gefeiert werden. Die Festrede hielt der Schützenbruder Wilhelm Knollenborg. Für das Jubiläumsfest zahlte der Festwirt damals 150 Mark und die Hälfte der Pacht von den Verkaufsständen an den Verein, so dass die Schützen einen Überschuss von 50,50 Mark erwirtschaftet hatten.

Im Jahre 1933 hatte die s. g. „Braune Zeit“ begonnen, dessen System sich bis In das kleinste Dorf hinein bemerkbar machte. Dieser, sich zunächst als Wirtschaftswunder abzeichnende Zeitabschnitt der Geschichte, mündete in Einem der schrecklichsten Kriege, den die Menschheit je erlebt hatte, an dessen Ende im Jahre 1945 die Vernichtung unseres Vaterlandes stand.


Während des Krieges ruhte die Vereinsarbeit völlig, so dass weiterlaufende Verpflichtungen die Kasse leerten. Die vielen Schützenbrüder des Vereins, die irgendwo in Feindesland kämpften, vergass man jedoch nicht. Durch eine gemeinsame Spendenaktion zum ersten Kriegs-Weihnachten erreichten 39 Pakete die Kameraden in fernen Ländern.


In der ersten Versammlung nach Kriegsende, die im Jahre 1946 stattfand, konnte man erfreulicherweise feststellen, dass die kostbare Königskette erhalten geblieben war. Abhanden gekommen waren durch die Kriegs-ereignisse im Jahre 1945 die Vereinsfahne, der Königshut und die Schärpen. Trotzdem wurden Vorbereitungen für das Schützenfest des Jahres 1947 getroffen. Erschwert wurde das Königsschiessen, weil Jeglicher Waffenbesitz von der Militärregierung streng verboten war. Durch Eigenbau eines neuartigen (alten) Schiessinstrumentes, einer Armbrust, hergestellt vom Feinmechanikermeister Alois Bonnekessen löste man das Problem.


Der Versuch das Schützenfest zu feiern, gelang. Man wagte sogar einen Marsch durch die Gemeinde. Das Fest und der sich anschliessende Tanz Verliefen in ungestörter Weise. Die ständig steigenden Kosten machten eine Erhöhung der Zuwendung für den König notwendig. Durch Versammlungsbeschluss wurden dem neuen König 50 Mark und dem alten König 40 Mark zugebilligt.


Als die Bestimmungen für den Waffenbesitz allmählich gelockert wurden, konnten für das Königsschiessen des Jahres 1950 erstmals wieder Luftgewehre benutzt werden.


Die rege Vereinsarbeit nach dem Kriege trug gute Früchte. Die MitGliederzahl stieg weiter an. Nach einem Beschluss der JahreshauptVersammlung wollte man den ständig wechselnden Termin des Schützenfestes abschaffen und es ab 1951 regelmässig am 1. Mai feiern.

Der schmerzliche Verlust der Vereinsfahne konnte im Jahre 1952 Ersetzt werden. An der Fahnenweihe am 11. Mai nahmen 17 auswärtige Vereine teil. Der Festredner, Bürgermeister Heinrich Eggermann, brachte zum Ausdruck, dass die Fahne den Verein begleiten möge, in Freud und Leid. In Freude bei den Festen, in Leid, wenn einer der Kameraden abgerufen wird in das bessere Jenseits. Auch gedachte der der gefallenen Kameraden und Vermissten, die vielleicht noch irgendwo in der Gefangenschaft schmachten. Abschiessend bat der Redner die Festversammlung, das Haupt zu entblössen und diesen Kameraden zu gedenken, während die Musikkapelle das Lied vom Guten Kameraden spielte.


Der damalige Landrat Richter schloss sich als Redner an.


Nachdem die Fahne enthüllt wurde, ordnete sich ein grosser Festzug zum Marsch durch die Gemeinde. Die Fahnenweihe endete mit dem abendlichen Festball. Am folgenden Tag, dem 12. Mai folgte das übliche Schützenfest des Vereins.

Das Schützenfest hatte bisher stets im Saal des Festwirts Fehren stattgefunden. Nachdem dieser den Neubau seines Wohn- und Ge-schäftshauses beabsichtigte, musste der ohnehin baufällige Saal abgebrochen werden. Das Schützenfest des Jahres 1958 wurde daraufhin erstmals in einem Festzelt gefeiert.


Auf sein 50jähriges Bestehen konnte der Schützenverein im Jahre 1961 zurückblicken. Weger der zu erwartenden hohen Kosten nahm man von einer Festveranstaltung Abstand. Lediglich am Abend vorher wurde Tanz veranstaltet. Im folgenden jahr wurde wieder ein Königshut angeschafft, der 1945 abhanden gekommen war.


Langfristig strebte der Verein die Uniformierung seiner Mitglieder an. Im Jahre 1974 wurden zunächst Hüte angeschafft, dem 1983 Uniformjacken folgten. Mit den dazugehörenden schwarzen Hosen bietet der Stets disziplinierte Festzug eine wahre Augenweide für die Zuschauer.


Die noch kühle Witterung am 1. Mai ließ im Verein den Wunsch laut Werden, das Schützenfest auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen.Als Alternative bot sich der letzte Sonntag im Juni an, für den man sich ab 1983 entschied.


Das im Jahre 1986 stattgefundene 75jährige Jubiläum des Schützenvereins Ramsel stellte einen weiteren Meilenstein in der Vereinsgeschichte dar. Die Königskette trug bereits 65 silberne Schilder mit den Namen der Könige und Königinnen, die aus dem Verein hervorgegangen sind. Die 195 Mitglieder, die dem Verein im Jahr 1986 angehörten, waren ein Garant für seine Existenz.

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